Geschichte um den Tierparkberg
Die Anfänge
Als sich Freiherr Joseph von Hirsch im Jahre 1858 dazu entschloss, ein Wirtschaftsgebäude gegenüber dem St.-Anna-Kircherl zu errichten, standen nur wenige Häuser in der Nähe.
Seit einem Jahr war der „königlich bayerische Hofbankier“ Besitzer des Ökonomie-Guts Harlaching. Damals sollte durch die „Restauration Harlaching“ – so hieß die Harlachinger Einkehr früher – erweitert werden. Die am Isarhochufer gelegene neue Gastwirtschaft vor den Toren Münchens wurde schon bald zu einem beliebten Ausflugsziel.
Besonders oft kehrten dort fromme Münchner zur Zeit des „Anna Dreißiger“ nach dem Kirchgang in der gegenüberliegende Wallfahrtskirche bei volksfestartiger Stimmung ein.
Biergerechtsame
Die Harlachinger Einkehr trägt den Zusatz „Biergerechtsame seit 1858“. Mit diesem Begriff wurden im 19. Jahrhundert Wirtschaften bezeichnet, in denen die Brauerei ihr Bier selbst ausschenkte.
Um 1900
1896 ging die Restauration Harlaching in den Besitz des Bürgerbräu über. Das Anwesen bestand unter anderen aus Wohnhaus, Fremdenzimmern, Salettl, Wirtschaftsgebäude, Wirtschaftsgarten, Außenschänke und Musikpavillon. Eines der Nebengebäude war die frühere Posthalterei.
Im Zuge der Gartenstadtbewegung wurde Harlaching im Jahre 1906 als Wohngebiet erschlossen. Die Harlachinger Einkehr bekam neue Nachbarn und eine Tramlinie endete direkt vor ihrer Tür.
Am Fuße des Harlachinger Berges im Isartal wurde der Tierpark Hellabrunn gebaut. Seitdem hören die Besucher der Harlachinger Einkehr manchmal die Elefanten aus dem Elefantenhaus – dem Wahrzeichen des Tierparks – herauftrompeten.
Zerstörung
Im Zweiten Weltkrieg fanden Nachbarn in der Harlachinger Einkehr Zuflucht vor Bombenangriffen, 1941 wurde das Gasthaus schwer beschädigt. Es dauerte über sieben Jahre, bis der Stadtrat im Jahre 1952 den Wiederaufbau genehmigte.
Reitsport
Ab dem Jahre 1977 beherbergten die Nebengebäude den Reitverein Harlaching. Der Reitsport war seit jeher – vor allem Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts – in der Gegend sehr beliebt, was sich auch auf dem Grundstück der Harlachinger Einkehr zeigte. Die Stallungen mit Futtergeschoss im Dach sind bis heute erhalten. Durch die zunehmende Bebauungsdichte und die erhöhte Verkehrsdichte wurde der Reitsport in der Umgebung bis hin zum Perlacher Forst weitestgehend verdrängt.
Eine kleine Zuflucht machte der Bau der an das Wirtshaus angrenzenden Reithalle im Jahre 1976 möglich. Hier und in den bestehenden Stallungen war der Sitz des Vereins „Pferdefreunde Harlaching e. V.“, dort konnten Kinder zu günstigen Preisen das Reiten lernen.
Im Jahre 1991 liefen die Pachtverträge aus und die beschaulichen Nebengebäude sowie die Berghütte und die Posthalterei verkamen nach und nach.
Alter Ruf
Die meisten Gäste aus Harlaching können sich nicht nur an die Pferde erinnern, sondern auch an die „Tischminigolf“-Anlage, die nördlich des Reitstalls im Halbschatten der Kastanienbäume einige Jahre für Kurzweil sorgte.
Die Bemühungen der Monarchia Vermögensgesellschaft – die damalige Eigentümerin der Immobilie –, in den Neunzigerjahren das Grundstück in Teilen umzunutzen, scheiterte an Bedenken des Denkmalschutzamtes. Der gute Ruf der Harlachinger Einkehr sowie die Wirtsnamen „Neumeier“ und „Jäger“ blieben zwar vielen in Erinnerung, doch die Gastwirtschaft wurde immer mehr vernachlässigt und sank für mehrere Jahre in eine Art „Dornröschenschlaf“.
Heute
Im April 2007 erwarb die Familie Niederreiner die Harlachinger Einkehr samt dem Nebengebäude. Die Fassaden wurden renoviert, die Innenbereiche umgestaltet und der Außenraum wiederhergestellt.
Am 4. August 2008 war es endlich so weit: Mit einem großen Fest, zu dem die Nachbarschaft eingeladen war, wurde die Harlachinger Einkehr wieder eröffnet. Damit erhielt Harlaching seine historische Gastwirtschaft zurück, wo die Münchner seit 150 Jahren – damals wie heute – gerne einkehren.